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Beziehungen - Die Reise zu sich selbst oder Die gleichwertige Partnerschaft (Teil 2)

Gegenseitige Bereicherung, gemeinsames Lernen

Dementsprechend kann und wird es die Aufgabe sein, mit seinem/seiner Partnerin ins Gespräch zu kommen und optimalerweise für die Beziehung ein Feld zu schaffen, das es ermöglicht, einen konstruktiveren Umgang mit dem Thema zu finden, bei dem beide Partner der Beziehung voneinander lernen und sich so gegenseitig bereichern können. Denn es kann davon ausgegangen werden, dass die beklagte und als störend empfundene fehlende Rücksicht des Partners (um bei diesem Beispiel zu bleiben), auch ein Thema für den Partner selbst ist und so beide die Möglichkeit haben, an dem Thema Durchsetzung und Kompromissfähigkeit oder Egoismus (Ichbezogenheit) und Altruismus (Du-Bezogenheit) zu arbeiten.

 

Beispiele mit astrologischem Bezug

1. Beispiel

Karin beklagt sich über ihren Freund Dennis, dass er so rücksichtslos ist und nur das tut, was ihm gefällt und sie selbst dabei zu kurz kommt. So steckt nun zum einen die Botschaft für Karin dahinter zu lernen, auf die eigenen Bedürfnisse zu schauen und diese sich selbst zu erfüllen. Und zum anderen steckt die Aufforderung darin, zu schauen, in welchem Bereich Karin selbst rücksichtslos ist und sie ihren Freund zu wenig in ihren Plänen und Handlungen miteinbezieht?

 

Beides entspräche dem Polaritätsgesetz, die verdrängte Rücksichtslosigkeit sowie die nicht (ausreichend) gelebte Fähigkeit, auf die eigenen Bedürfnisse zu schauen und diese sich zu erfüllen. In der Astrologie würde man von den verdrängten Venus-Mars-Themen und der Häuserachse 1 (Widder, Ich: Wille, Durchsetzung, Initiativkraft, Kampf etc.) und 7 (Waage-Venus, Du: Diplomatie, Solidarität, Friedfertigkeit, Harmoniesucht etc.), auch genannt die Beziehungs- oder Ich/Du-Achse ausgehen. 

Der astrologische Bezug macht dabei deutlich, dass nicht nur die eigene Rücksichtslosigkeit (Widder, 1. Haus) verdrängt wurde, sondern ebenso die damit zusammenhängende Du-Bezogenheit und die damit einhergehende Fähigkeit, sich auf andere zu beziehen (Waage, 7. Haus) und einen Ausgleich zu schaffen, zwischen der Fähigkeit, sich selbst gerecht zu werden und sich diplomatisch auf den anderen, auf sein Gegenüber einzulassen.

 

2. Beispiel

Martin beklagt sich über seine Frau Agnes, dass sie Termine und Absprachen nicht einhalte. Oftmals kommt dann der Vorwurf zurück, wie auch in diesem “Fall”, dass er hingegen “zu sehr auf lockere Vereinbarungen beharren würde, er sei viel zu unflexibel”.

 

Eine verantwortungsbewusste Reaktion, die frei von Schuldzuweisungen ist, könnte von Martin derart aussehen, dass er seine eigene (vielleicht übersteigerte?) Verbindlichkeit und Verlässlichkeit in manchen Bereichen überprüft. Seine Frau Agnes hingegen könnte ihn dabei unterstützen, in dem sie ihm genauer (und frei von Schuldzuweisungen) erzählt, wie sie sich dabei fühle, was es in ihr auslöse.

So kann dies eine Chance sein, von ihrem eigenen (vielleicht negativen oder destruktiven) Bezug und Umgang mit Verbindlichkeiten und Strukturen zu erzählen oder diesen im Gespräch und in der Reflektion zu entdecken.

 

Dabei kann ein konstruktives Gespräch erfolgen, wie er selbst mit an sich selbst gerichteten Vereinbarungen entspannter oder gelöster umgehen kann. So kann Martin darüber hinaus für sich herausfinden, an welchen Stellen oder in welchen Bereichen er sich selbst gegenüber zu streng und unnachgiebig ist.

 

Bei diesem Thema könnte die sogenannte Eltern/Skript-Achse 4. und 10. Haus und damit die eigenen seelischen Bedürfnisse (4. Haus, Krebs: Selbstfürsorge, Mütterlichkeit, Gefühle, Kindheit etc.) und die eigene Autorität und der Umgang mit Autoritätspersonen (10. Haus, Steinbock: Beruf, Karriere, Erfolg, öffentliches Wirken etc.) angesprochen sein. So wird Martin aller Wahrscheinlichkeit nach durch seine eigene Autorität, die eigenen seelischen Bedürfnisse nicht ausreichend nachkommen können. Wenn Martin diese Projektion aufzulösen vermöge, kann er daraus für sich lernen, die eigenen seelischen und emotionalen Bedürfnisse mehr Achtung und Raum zu geben und diese besser in seinem Leben auszudrücken und nachzugehen. Und dieser Schatz lohnt sich für Martin zu heben, so kann er sich selbst seelisch mehr gerecht werden.

 

Agnes hingegen könnte für sich aus dieser Situation herausziehen, mehr Verantwortung (10. Haus, Steinbock) über ihren Taten und Worten zu übernehmen und ihren eigenen Selbstschutz und ihre eigene Selbstfürsorge (4. Haus, Krebs) überprüfen.

 

3. Beispiel

Der Partner beklagt sich darüber, dass seine Frau seine Erkrankung nicht ernst nimmt. Auch hier ist zu fragen, inwieweit der Partner selbst seine Erkrankung ernst nimmt und darauf mit Einsicht zu reagieren und entsprechende Veränderungen in seinem Leben, Verhalten und Einstellung umzusetzen weiß, worauf die Erkrankung hinweisen möchte. Ebenso besteht hier die Aufforderung, sich einfühlsam auf die eigene Schwäche und Hilflosigkeit einzulassen und mit sich selbst weniger kritisch und unachtsam umzugehen.

 

Astrologisch wäre das Thema der Gesundheit und einer entsprechenden notwendigen achtsamen Reaktion darauf das Thema der Jungfrau und damit des 6. sowie des 12. Hauses und dem Tierkreiszeichen Fische. Das 12. Haus kommt dabei dadurch zum Tragen, in dem der erforderliche Rückzug und der einfühlsame Umgang mit den eigenen Schwächen und der eigenen Hilflosigkeit erkannt und gelebt wird, besonders wenn das 12. Haus durch persönliche Planeten (z. B. Venus, Mars, Mond oder Sonne) besetzt ist, kann dies ein deutlicher Hinweis sein.

 

Natürlich sind die meisten Konflikte, die in Begegnungen und Partnerschaften bestehen, weitaus komplexer und schwieriger zu erfassen und zu bearbeiten, als wie ich sie hier skizzenhaft und exemplarisch dargestellt habe. Die Konflikte einer Partnerschaft können darüber hinaus natürlich schon jahrelang bestehen und die Missverständnisse sich derart vertieft haben, dass u. U. nur noch eine Paartherapie helfen kann, die eingefahrenen Muster aus Vorwürfen, Angriffen und Abweisungen, woraus erhebliche Verletzungen entstanden sind, angemessen zu bearbeiten. Aber auch dann gilt es in der Paartherapie die Projektionen zu sich selbst zurückzuholen und dadurch Chancen der Konfliktlösung sowie letztendlich die Möglichkeit zu erhalten, durch die Partnerschaft zu wachsen und sich dadurch gegenseitig wieder anzunähern. Dadurch kann ein Feld geschaffen werden, in dem auf konstruktive Art und Weise gestritten werden darf, mit der Absicht, eine gemeinsame Lösung zu finden, sodass hinter all dem die Liebe zu spüren ist, mit der man sich begegnen möchte.

 

Umsetzung und Bearbeitung der Themen

Und nun steht hinter all dem die Frage, wie es gelingen kann, die Projektionen zurückzunehmen und sich selbst darin zu erkennen? Wie kann ein Umdenken, eine veränderte Haltung und Einstellung erreicht werden, worauf das Thema hindeutet? 

Zuallererst kann davon ausgegangen werden, dass, wenn wir mit unserer Projektion und unserem Thema konfrontiert werden, dieses Thema auch gerade ansteht und von uns bearbeitet werden möchte. Damit dürfte eine wichtige Basis vorhanden sein, nämlich dass es jetzt möglich ist und wir dazu gar aufgefordert und bereit sind!

 

Perspektivwechsel

Dies erfordert zunächst ein Perspektivwechsel, wodurch die Position seines Gegenübers eingenommen und die Situation durch den Blick des anderen wahrgenommen werden kann. Durch diesen Blickwechsel kann es nicht nur gelingen, die eigene Position zu überdenken und seinen Blick zu erweitern, sondern ebenso die andere Person besser zu verstehen. Daher ist es hilfreich, wenn der Konflikt durch das Mitteilen von Ich-Botschaften geführt wird, wodurch es für das Gegenüber einfacher ist, sich in ihn einzufühlen und die Position des anderen besser zu verstehen. 

 

Beispiel

Wenn der Konflikt darin besteht, dass der jeweilige Partner sich durch den anderen herabgesetzt fühlt, kann die Ich-Botschaft lauten: “Ich fühle mich durch dich nicht wahr- oder ernst genommen.” “Ich fühle mich durch deine Worte oder Taten wertlos oder eben herabgesetzt.”

 

Ausblick: Gleichwertige Partnerschaft

Wenn dabei die andere Position des Gegenübers ebenso vertreten werden kann, heißt dies nicht unbedingt, dass die eigene gänzlich verlassen oder aufgegeben werden muss. Es hat sich dabei eine Erweiterung des Blickwinkels eingestellt, die eine Erweiterung des eigenen Horizonts zur Folge und damit eine Verschiebung der Position erlangt werden kann. Optimalerweise kann so die eine extremere Position verlassen werden zugunsten des Ankommens in der Mitte, die beide Positionen beinhalten. So ist es nicht nur möglich, dass ein inneres Ankommen in seiner Mitte erreicht werden kann, sondern ebenso eine Gleichwertigkeit in der Partnerschaft, die noch bis dahin aus einem Vertreten von zwei gegensätzlichen oder zumindest unvereinbaren Haltungen bestand.

 

Natürlich gehört zu einer erfolgreichen Konfliktlösung ebenso das Ernstnehmen des Partners, der Partnerin dazu, genauso wie eine wertschätzende Kommunikation, die eine konstruktive Bearbeitung der verschiedenen Themen ermöglicht. Daraus folgend kann ein individueller geistig-seelischer Wachstum in der Beziehung stattfinden. Erst durch das Beschreiten eines selbstbestimmten und unabhängigen Weges einer jeden Partnerin und eines jeden Partners ist nicht nur ein persönlicher und seelischer Wachstum möglich, sondern ebenso eine erfüllende und von Liebe getragene Partnerschaft.

 

Hinweis

Ich bin mir bewusst, dass ich vieles nur skizzenhaft und nicht ausführlich besprochen habe. Zum einen liegt das daran, dass es darüber schon ausreichend Literatur gibt, wie z. B. bezüglich der hier erwähnten Schicksalsgesetze (Resonanz- und Polaritätsgesetz), welche Rüdiger Dahlke ausführlich in seinem Buch “Die Schicksalsgesetze” beschrieben hat. Und zum anderen es auch nicht erforderlich für die Ausrichtung meines Artikels gewesen ist, wie z. B. bezüglich der Beschreibung der sogenannten Kugelmenschen von Platon, die sich in seinem Werk “Das Trinkgelage” befindet, oder auch die kurze Darstellung, wie ein konstruktives Gespräch geführt werden kann (“Ich-Botschaften”), die in Walter Simons Werk “GABALs großer Methodenkoffer - Grundlagen der Kommunikation” nachzulesen ist. Wer sich in das ein oder andere Gebiet weiter einarbeiten möchte, dem sei die im Folgenden nochmals aufgeführte Literatur empfohlen.

 

“Die Schicksalsgesetze - Spielregeln fürs Leben - Resonanz Polarität Bewusstsein” von Rüdiger Dahlke, 1. Auflage, Originalausgabe, Ⓒ 2009 Arkana, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH

 

“GABALs großer Methodenkoffer - Grundlagen der Kommunikation” von Walter Simon, Ⓒ 2004 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

 

 

“Das Trinkgelage oder Über den Eros” von Platon, Erste Auflage 1997, Ⓒ Insel Verlag Frankfurt am Main, 1985

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